James, bitte oder: Der handmade SMS-Butler aus München

James, bitte oder: Der handmade SMS-Butler aus München

Ein Butler, der einem jeden Wunsch erfüllt. Fast zu schön, um wahr zu sein. Das Startup James, bitte hat sich genau das zur Aufgabe gemacht. Wir haben den Gründer Mateusz Warcholinski und sein Team in München getroffen.

Wie ist die Idee zu James, bitte entstanden?

Mateusz: Wir haben vor einigen Jahren auf getdoido.com eine Plattform gestartet, auf der man für alle Aufgaben eine Hilfe in der Nachbarschaft finden kann. Das Prinzip ist einfach: Du bist zu Hause und möchtest einen Schrank aufbauen, dir fehlt aber sowohl das Werkzeug als auch eine 2. Hand, um die Schrankwände festzuhalten. Auf doido kannst du dein Gesuch einstellen und du erhältst Nachrichten von Helfern. Also ziemlich einfach und flexibel. Mit James, bitte wollten wir das noch etwas weiterentwickeln: Wenn du Hilfe brauchst, schreib einfach eine Nachricht per Handy und dir wird gleich geholfen.

Ich schreibe euch also, dass ich zum Beispiel an einem Sonntag spontan bei schönem Wetter alle Zutaten zum Grillen brauche, um Freunde am Nachmittag einzuladen. Wie geht ihr vor?

Mateusz: Deine Anfrage wird von einem unserer Leute angenommen und an unser Recherche-Team weitergeleitet. Sie suchen den schnellsten und preiswertesten Weg, deinen Wunsch zu erfüllen. Sobald wir jemanden gefunden haben, der das erledigen kann, schicken wir dir den Preis und die Zeit, wann wir liefern können. Wenn du einverstanden bist, schicken wir dir einen Link für die Bezahlung per Paypal oder Kreditkarte. Sobald die Bratwurst, Steaks, Ketchup, Brötchen und all das in deinen Händen ist, haben wir den Auftrag erfüllt.

James, bitte und die Social Media Profis

Social Media Profis treffen auf James, bitte: Halil Kilic, Sylvia Rohr, Jonathan Nowak, Marius Kessler und Mateusz Warcholinski

Der Grillset war jetzt wahrscheinlich ein noch recht einfaches Beispiel. Auf eurer Website schreibt ihr auf die Frage, was man bei euch anfragen kann: „ALLES WAS DU WILLST — solange es legal ist. Einfach ausprobieren =)“ Habt ihr bisher alle Aufträge tatsächlich erledigen können?

Mateusz: Wir bekommen am Tag ca. 150 Anfragen, am Wochenende sind es meist mehr. Davon können wir mehr als 50% auch tatsächlich realisieren. Manche Anfragen sind entweder logistisch nicht möglich oder werden zu Tageszeiten angefragt, an denen keine Geschäfte mehr offen haben. Dann kann auch James nicht zaubern… Je mehr Anfragen wir bekommen, desto besser werden wir aber auch. Wir bauen mehr Beziehungen auf, lernen mehr Lieferanten kennen oder entdecken neue Wege, um unseren Service zu verbessern.

Aber bekommt ihr dann nicht auch missmutige Antworten per WhatsApp?

Mateusz: Die meisten sind einsichtig. Wir zeigen ihnen ja, dass wir es wirklich versucht haben. Durch Öffnungszeiten oder zu hohe Kosten ist der ein oder andere Auftrag aber eben nicht möglich. Die Leute verstehen das und versuchen einfach später eine neue Anfrage, die wir dann ganz bestimmt lösen können. Manchmal können wir auch direkt bei der Anfrage schon einschätzen, ob wir das leisten können oder nicht, da antworten wir auch sachlich und erklären, dass das leider nicht machbar ist.

Welche Aufträge sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Mateusz: Es gab mal eine Anfrage, dass jemand einen Lamborghini Gallardo an den Bodensee geliefert haben wollte. So etwas wird dann schon schwieriger. Aber wir haben auch das geschafft. Ansonsten haben wir auch mal einen Krimi-Abend organisiert, ein Event auf facebook mit Foto und Beschreibung eingestellt, Leute eingeladen, Vorleser engagiert, Getränke und Deko geliefert und all sowas. Solche Herausforderungen machen Spaß. Ansonsten gibt es eher viele Getränke- oder Essenbestellungen, Blumenlieferungen oder Kartenbestellungen für Kino, Konzerte oder sowas – Flugtickets oder Buskarten kaufen wir auch oft. Wir haben auch schon Gutscheine für James, bitte erstellt, die Leute verschenken wollten. Das ist doch eine gute Idee, die nicht mal von uns kam 😉

Das sind alles ziemlich konkrete Anfragen.

Mateusz: Ja das stimmt. Und doch gibt es auch „einfachere“: Wir sollten beispielsweise auch jemanden um 8 Uhr anrufen, damit er einen wichtigen Termin nicht verschläft. Oder jemand wollte einen Tipp für seine Frau haben, in welchem Fitnessstudio sie in der Schwangerschaft unter fachlicher Anleitung weiter gut trainieren kann. Auch solche Recherchen übernehmen wir gern.

James, bitte | Interview

Das Team von James, bitte – sympathisch vereint am Arbeitsplatz zu Hause

Ihr seid alle in München, wie schafft ihr es, Aufträge in ganz Deutschland zu erledigen?

Mateusz: Die meisten Aufträge sind über Lieferanten zu steuern, die wir direkt in der Stadt beauftragen, aus der auch der Auftrag kommt. Das spart natürlich Lieferkosten. Schwieriger wird es mit Arrangements oder kombinierten Bestellungen. Für solche Fälle haben wir uns inzwischen ein Netzwerk von privaten Lieferanten aufgebaut, die vor allem in den Großstädten aktiv werden. Es ist sehr wichtig für uns, dass es sie gibt und wir uns auf sie verlassen können.

Dennoch ist James, bitte nicht der einzige SMS-Butler in Deutschland. Mit GoButler oder Sixtyone Minutes habt ihr Konkurrenz bekommen.

Mateusz: Wir waren in Deutschland die ersten, die das Magic-Konzept adaptiert haben. GoButler ist 2 Tage nach uns gestartet, das war purer Zufall. Aber der Markt in Deutschland ist noch recht jung und groß genug für uns alle. Gemeinsam können wir die Leute für diese neue Art von Alltagshilfe sensibilisieren. Jeder hat ein anderes Konzept: Sixtyone Minutes ist mehr als Abo und persönlicher Begleiter gedacht. Bei GoButler musst du dich zuerst registrieren, eh du deinen Wunsch absenden kannst. Und das unterscheidet uns alle doch wieder. Wir wollen transparenter sein, einfacher und direkter. Unsere Nummer steht im Internet und per SMS oder WhatsApp kannst du uns einfach direkt anschreiben. Ohne Registrierung oder Abo, Fragen kostet bei uns nichts!

Wie wird sich James, bitte entwickeln. Was habt ihr für die Zukunft geplant?

Mateusz: Derzeit sind wir ca. 8-10 Leute, die hinter all den Aufgaben stecken. Das wird schon bald nicht mehr reichen. Wir wollen unsere Aufgabenverteilung optimieren, die Recherche vereinfachen und auch die Bezahlungen automatisieren. Bald kann man auch per Lastschrift bezahlen, was für manche vielleicht einfacher ist als Kreditkarte oder Paypal. Wir haben selbst interne Tools entwickelt und testen sie bereits, um Zeit für unsere Kunden zu sparen und auch schneller antworten zu können. Wir sind auch immer auf der Suche nach Leuten, die an unsere Vision glauben.

Natürlich wollten wir James, bitte auch gleich testen. Und schon hatten wir am gleichen Abend eine perfekte Aufgabe gefunden:

“Hallo James! Könntest du für uns morgen früh in der Innenstadt bei einem CopyShop Postkarten abholen, bezahlen und auf die Messe München bringen?”

 

James, bitte | Auftrag per SMS

Auftrag per SMS an James, bitte

 

Um uns nicht zu verraten, haben wir die Anfrage von einen anderen Handy aus gestartet. Schließlich sollte es ein echter Test werden. James antwortet nach ca. 30 min und hat auch gleich einen groben Preis parat. Für ca. 15km bzw. 30 Minuten Fahrzeit (ohne Stau!!) ist der Service mit ca. 34€ ziemlich gut. Die Bezahlung läuft auch auf dem Smartphone problemlos und ein Bär klatscht Beifall, sobald alles erledigt ist.

James, bitte | Bezahlung

Einfache und sichere Bezahlung per Paypal oder Kreditkarte

 

Am nächsten Tag gegen 11 Uhr wartet der Kurier wie vereinbart am Eingang mit den Postkarten auf uns.

James, bitte | Lieferung

Und schon sind die bestellten Postkarten bei uns… NICE!

 

Das hat alles ziemlich problemlos geklappt. Wir sagen: James, danke!