Appgefahren – Socializing im Zug!

Appgefahren – Socializing im Zug!

Mit der neuen Smartphone-App lokin bleiben gesellige Bahnfahrer nicht mehr auf der Strecke.

Der neue Zug-Chat ist mehr als WhatsApp für soziale Bahnfahrer. Aber natürlich geht es in erster Linie darum, dass alle, die im selben Zug sitzen, miteinander in Verbindung treten können. So können Fragen wie – Hat der Zug Verspätung? Hat jemand ein Ladekabel für ein Samsung? Gibt es noch einen freien Platz mit Tisch? Hat jemand Lust auf einen Happen im Bordbistro? Muss noch jemand vom Berliner Hbf zum Tiergarten? Hat jemand Bock auf Karten spielen? Mitfahrgelegenheit von Leipzig Hbf nach Halle? – in den Zug hinausgetragen werden und man kann sich über all das austauschen, was man sich eben manchmal plötzlich und unerwartet im Zug so fragt.

Denn gerade hier, wo man sonst in Zeitungen vertieft oder versonnen aus dem Fenster blickend meist eher „einsam“ dahinfährt – muss das Soziale ja nicht auf der Strecke bleiben. Außerdem ist diese Variante auch bequemer, schließlich möchte man nicht durch den ganzen Zug rennen und andere mit der Frage nach einem Ladekabel behelligen. Und wer weiß, vielleicht ist es auch ausgerechnet die schüchterne Dame von gegenüber, die sich plötzlich auf den Weg ins Bordbistro macht, um in der Lok mit einem anderen Fahrgast ins Gespräch zu kommen. Wie auch immer – die neue Smartphone-App von Axel Springer vernetzt Bahnreisende – und dabei hat jeder ICE oder IC-Zug seinen eigenen Chatraum. Die App lokin ist für Tablets und Smartphones mit Android-Betriebssystem sowie für Apple-Geräte – und steht kostenlos zum Download in Apples AppStore und bei Google Play bereit.

 

lokin | Screenshots vom Start der App

Beim ersten Öffnen der App ist alles schnell erklärt | Quelle: Montage/Screenshots App

 

Entwickelt und umgesetzt wurde die Anwendung von Burkhard Uhlenbroich, Claus Strunz und Felix Bellinger. Die technische Umsetzung liegt bei APPSfactory. Die User können sich entweder in einem öffentlichen Chat austauschen oder einen privaten Chat nutzen, bei dem kein anderer mitlesen kann. Und wo bliebe der Spaß, wenn man nicht auch Beiträge anderer Nutzer liken könnte? Es lebe der Social Media Gedanke, denn auch das geht. Auch schon vor Besteigen des Zuges kann man dem jeweiligen Chatraum beitreten – und findet man seine Mitreisenden so interessant, kann man auch nach der Bahnreise in Kontakt bleiben, indem man sie einfach zu seinen Favoriten hinzufügt.

Doch nicht nur Socializen, sondern auch Informieren steht auf dem Plan. Wer will, kann lokin auch als Info-Tool nutzen, denn der Newsroom der „Welt“ liefert ständig neue Nachrichten in die App. Und auch die Deutsche Bahn selbst versorgt die App ständig mit Echtzeitdaten – und informiert über Zugausfälle, Gleisänderungen und Verspätungen. Mit lokin erfährt man sogar, welchen Ausgang man am jeweiligen Bahnhof für welches Geschäft nehmen muss. Denn mit der App lassen sich auch an den Bahnhöfen gelegene Einkaufsmöglichkeiten, Banken, Reisebüros und Restaurants finden. Sobald die App installiert ist, kann es losgehen. Auch ohne sich ein Profil zuzulegen, ist es möglich, sich in einen Zug einzuloggen und den öffentlichen Unterhaltungen in den verschiedenen lokin-Lounge-Bereichen wie „Smalltalk“, Speed Dating“ oder „Auto-Mitfahrer-Lounge“ zu folgen. Mitlesen geht, mitreden geht dann erst nach der richtigen Anmeldung.

 

lokin | Screenshots lokin-Lounges

In der lokin-Lounge ist schon mehr los als in den Zügen | Quelle: Screenshots App

 

Im vergangenen Jahr gab es eine ähnliche App schon in der Schweiz – doch diese wurde wieder aus dem App-Store entfernt. Der Schweizerischen Bundesbahn nach zu urteilen, nutzte niemand diesen Chat. Sind die Schweizer so unkommunikativ? Eher im Gegenteil – sie brauchen solch eine App vermutlich gar nicht, weil sie sich sowieso ständig austauschen und ungezwungen ins Gespräch kommen. Wenn man es so sieht, könnte das in Deutschland also funktionieren, weil wir hier genau so etwas brauchen – sind wir doch oft eher zurückhaltend und typisch deutsch eher weniger aufgeschlossen. Außerdem spricht ja nichts dagegen, sich mit Leuten im Abteil zu unterhalten und via lokin nach einem Ladekabel oder der passenden Mitfahrgelegenheit zu fragen.

Kritikpunkte gibt es momentan hinsichtlich WLAN und schneller Internetverbindung in den Zügen. Trotz der angekündigten WLAN-Offensive der Deutschen Bahn müssen die meisten Gäste vorerst auch weiterhin auf eine schnelle Netzverbindung verzichten. Lediglich in den ICE-Züge soll es schon jetzt Verbesserungen geben. Für lokin genügt das vorerst, denn noch beschränkt man sich hier auf ICEs und ICs – und Chat-Räume in Regional- und S-Bahnen sind aktuell noch kein Thema.

Unser Fazit

Noch tummeln sich hier vor allem viele lokin-Homies, denn die App ist noch viel zu wenig bekannt – doch je mehr auf den Zug aufspringen, um so besser läuft’s mit der Zugquatscherei. Wir finden – ist doch eine ganz witzige Idee.

Update

Auf Wunsch der User hat lokin jetzt auch die Regios am Start. So sind nun also auch die Chat-Räume in den über 4000 Regionalbahnen geöffnet. Das Streckennetz wird ausgebaut – und wir bleiben dran.